Film


Santiago - Der Verdammte

Santiago - Der Verdammte

(The Naked Dawn)

Edgar G. Ulmer

 



Übersicht


Filmtyp : Spielfilm
Originalsprache : Englisch
Produktionsland : USA
Länge (Minuten) : 1 Stunde 20 Minuten
Ort : Mexiko

Kurzbeschreibung


»Santiago - Der Verdammte« ist ein Western von Edgar G. Ulmer. 1955 ist der Film zuerst erschienen. In den Hauptrollen spielen u.a. Arthur Kennedy, Betta St. John und Eugene Iglesias.

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Besetzung


Regie : Edgar G. Ulmer
Produktion : Josef Shaftel
Drehbuch : Julian Zimet
Filmmusik : Herschel Burke Gilbert
Darsteller :
Arthur Kennedy Santiago
Betta St. John Maria Lopez
Eugene Iglesias Manuel Lopez
Roy Engel Guntz
Francis J. McDonald Railroad Guard



"Ein Eremit, gewissermaßen."
Ein Bahnhof bei Nacht. Zwei Männer machen sich an einem Wagon zu schaffen, brechen die Tür auf. Sie rauben mehrere Pakete. Der Bahnhofsvorsteher bekam davon nichts mit, weil er sich im Saloon mit etwas zu essen versorgt hat. Doch nun kehrt er zurück, macht seinen Routine-Gang und sieht, das etwas vor sich geht. Er erwischt die zwei Männer, die gerade dabei sind, die Pakete auf ihre Pferde zu laden. Der Bahnhofsvorsteher schießt, trifft einen der Männer und wird gleich darauf von dem anderen niedergeschlagen. Die Räuber fliehen aus der kleinen Stadt und überqueren bald die mexikanische Grenze. Sie machen Rast, die Schmerzen des Angeschossenen sind zu groß. Vincente ist sein Name. Kurz darauf stirbt er in den Armen seines Freundes Santiago (Arthur Kennedy). Nachdem dieser seinen Partner begraben hat, reitet er weiter bis zum Morgengrauen. Er kommt zur Farm eines jungen Paares, Manuel (Eugene Iglesias) und Maria (Betta St. John). Sie sind noch jung und unbedarft. Santiago bietet Manuel Geld, wenn der ihn mit seinem Wagen in die nächste Stadt bringt. Manuel willigt ein. Santiago liefert die gestohlenen Pakete bei einem Amerikaner ab, der ihn sogleich um seinen Lohn bringen will und ihn umzubringen versucht. Der Betrogene rächt sich umgehend, knüpft den Mann auf. Manuel wird unfreiwillig zum Komplizen. Nach durchzechter Nacht kehren sie zur Farm zurück. Maria spürt, das sich etwas verändert hat.




"Dieses Land gehört dir."
Film-Exilant Edgar G. Ulmer ist einer der großen Unbekannten, stand er doch Zeit seines Lebens im Schatten seiner Kollegen Murnau, Lang und Siodmak. Dennoch wurde er zu einer Art König der B-Movies. Denn er drehte viele kleine Filme für wenig Geld und manches Mal kam dabei ein Klassiker heraus. Wie bei der Film-Noir-Perle DETOUR oder dem hier besprochenen Western THE NAKED DAWN aus dem Jahr 1955. In nur zehn Tagen drehte Ulmer dieses Lehrstück in Sachen Film-Ökonomie. Es ist erstaunlich wie viele Themen in dieser Geschichte behandelt werden, auf den kleinsten gemeinsamen Nenner herunter gebrochen werden. Das Leid der einfachen Leute im allgemeinen, das der Mexikaner, die in bitterer Armut auf verschiedenen Wegen versuchen glücklich zu werden, im besonderen. Beispielhaft in seiner Einfachheit gelingen Ulmer Szenen von großer Wahrhaftigkeit.

"Ich bin besser als Du!"

Da wäre Santiago, denkwürdig verkörpert von Arthur Kennedy, ein Einzelgänger, einer der für ein freies und selbstbestimmtes Leben jederzeit bereit ist ins Zuchthaus zu gehen oder am Strick zu enden, aber niemals anders leben möchte. Einer der erst als Verbrecher auftritt und sich gefällt in der Rolle, mit der er kleinen Leuten Angst machen kann, dann jedoch aufrichtiger und ehrbarer erscheint als der verführbare Manuel, der zuerst mächtig beeindruckt ist von diesem erfahrenen Mann, der sich nimmt was er braucht. Bald schon entwickeln sich bei Manuel aber der Neid und die Gier in der Möglichkeit selbst ein Stück vom Kuchen zu bekommen. Angetrieben von niederen Beweggründen, die freilich erst in der Nacht geweckt werden in der er sich von Santiago zum leichten Leben verführen lässt, kommt es schließlich sogar so weit, das er mehr als einmal bereit ist Santiago zu ermorden um sich zu bereichern.

"Dein Haus ist zu unbescholten für mich."

Einzig Maria, seine Frau, tritt Santiago zunächst skeptisch gegenüber, erkennt ihn instinktiv als das was er ist, ein Bandit auf der Flucht nämlich. Bald schon aber wird ihr klar, das ihr Mann, das unbekannte Wesen, weit weniger wert ist als der Alte. Sie will sogar mit ihm fliehen. Doch Santiago gibt sich diesem Traum nur für einen kurzen Moment hin, handelt impulsiv nach seinen eigenen Wert- und Moralvorstellungen und sorgt dafür, das sich das Paar neu kennen und schätzen lernt. Am Ende opfert er sich gar für die beiden, weil er erkennt, das er keine Zukunft haben kann, während den beiden alles offen steht. So rät er ihnen, für ein besseres Leben in die Vereinigten Staaten zu gehen, die Heimat hinter sich zu lassen, in der sie doch nur arm bleiben würden. THE NAKED DAWN geht mühelos als klassischer Western der Fünfziger Jahre durch, spielt tatsächlich jedoch ganz zeitgemäß in der Mitte des Zwanzigsten Jahrhunderts, was man eigentlich erst bemerkt, wenn die Polizei mit modernem Automobil vorfährt. Dem Western-Feeling tut das keinen Abbruch, zu universell ist die Geschichte, die sich auch als Melodram lesen lässt.



Kurzkritiken


     
Ein kleiner großer Film von einem kleinen großen Regisseur, der es wert ist (neu) entdeckt zu werden.



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