Film


In einem Sattel mit dem Tod

In einem Sattel mit dem Tod

(Hannie Caulder)

Burt Kennedy

 



Übersicht


Filmtyp : Spielfilm
Originalsprache : Englisch
Produktionsland : Großbritannien
Länge (Minuten) : 1 Stunde 20 Minuten

Kurzbeschreibung


»In einem Sattel mit dem Tod« ist ein Western von Burt Kennedy. 1971 ist der Film zuerst erschienen. In den Hauptrollen spielen u.a. Sam Adams, Diana Dors und Stephen Boyd.

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Besetzung


Regie : Burt Kennedy
Produktion : Patrick Curtis
Drehbuch : Peter Cooper
Kamera : Edward Scaife
Schnitt : Jim Connock
Filmmusik : Ken Thorne
Darsteller :
Raquel Welch Hannie Caulder
Ernest Borgnine Emmett Clemens
Jack Elam Frank Clemens
Strother Martin Rufus Clemens
Robert Culp Thomas Luther Price
Christopher Lee Bailey
Stephen Boyd Revolvermann
Diana Dors Madame
Sam Adams Brian Lightburn
Aldo Sambrell Mexikanischer Captain



"Es gibt keine harten Frauen. Nur weiche Männer."
Drei Bankräuber befinden sich nach einem missglückten Überfall auf der Flucht. Sie kommen an einer entlegenen Poststation vorbei. Sie töten den Betreiber, vergewaltigen dessen Frau, rauben die Pferde und Lebensmittel und brennen die Station schlussendlich nieder. Die Frau bleibt gezeichnet zurück. Ein zufällig daherkommender Kopfgeldjäger nimmt sich ihrer an, päppelt sie wieder hoch. Nach ihrer Genesung hat Hannie Caulder nur noch einen Gedanken. Sie will sich für das an ihr und ihrem Mann begangene Unrecht rächen. Dafür lässt sie sich von dem Kopfgeldjäger zur Meisterschützin ausbilden. Gemeinsam machen sie nun Jagd auf die Bande.




Tex-Mex-Ploitation
Irgendwann zwischen Ende der Sechziger und Anfang der Siebziger Jahre dachten einige Filmproduzenten in Großbritannien:
Was die Deutschen, die Franzosen und die Italiener können, können wir auch!
Also wurden Star-Regisseure wie Edward Dmytryk (Shalako, 1968) oder Burt Kennedy engagiert, um in Konkurrenz zu jeweiligen Erfolgen wie "Der Schatz im Silbersee" (Harald Reinl, 1962), "Friedhof ohne Kreuze" (Robert Hossein, 1968) oder "Für eine Handvoll Dollar" (Sergio Leone) zu treten. Im Falle von "Shalako" mit Sean Connery und Brigitte Bardot traf das Ergebnis seiner Zeit auf eher verhaltenen Applaus. Schließlich hat ein Bond-Darsteller in einem Western auch heutzutage noch so seine Probleme mit der Resonanz, siehe aktuell Daniel Craig in "Cowboys und Aliens" (Jon Favreau). Qualitätsmässig geht das aber als ungewöhnlicher und origineller Genrebeitrag in beiden Fällen aus heutiger Sicht in Ordnung.
"Hannie Caulder" ist da eine andere Nummer. Fünfziger-Jahre-Western-Drehbuch-Gott Burt Kennedy ("Seven Men from Now - Der Siebente ist dran") hatte in seiner äußerst wechselhaften Regie-Karriere jedoch selten ein glücklicheres Händchen als im vorliegenden Werk. Nach den gelungenen Western-Comedies "Support your Local Sheriff" ("Auch ein Sheriff braucht mal Hilfe" 1969) und "The Rounders" ("Nebraska" 1965), sowie dem spaßigen John-Wayne-Kirk-Douglas-Vehikel "The War Wagon" ("Die Gewaltigen" 1967), zog es ihn aufgrund mangelnder Hollywood-Western-Bedürfnisse nach Europa, wo er erst "Die Höllenhunde" ("La Spina dorsale del Diavolo" 1970) und dann Raquel Welch als "Hannie Caulder - In einem Sattel mit dem Tod" (1971) los lies.
Eigentlich konnte er bei eigener Drehbuch-Arbeit (gerade die Dialoge bieten einige grandiose Momente) und einer derartig exquisiten Besetzung nicht mehr viel falsch machen. Einzig der Soundtrack pendelt sich ein zwischen Martin Böttcher und Bruno Nicolai, man gewöhnt sich dran.
Allein eröffnend mit dem Peckinpah-Erprobten triebhaften Taugenichts-Triumvirat Ernest Borgnine, Jack Elam und Strother Martin hatte er bei mir fast schon sämtliche Bonus-Punkte errungen. Als dann noch der stets unterschätzte Robert Culp, man denke nur an seine Regie- und Darsteller-Leistung in Personalunion bei "Hickey and Boggs - Magnum Heat", eine denkwürdige Karriere-Bestleistung ablieferte und Christopher Lee (mit Harald-Juhnke-Synchron-Bonus) als so seltener Good-Guy-Büchsenmacher Sympathiepunkte sammelte, wurde eines klar und deutlich. Das Tex-Mex-Ploitation-Genre feiert hier einen seiner wenigen Höhepunkte. Selbst Stephen Boyd und Aldo Sambrell geben sich in Kleinstrollen die Ehre. Man beachte fehlende Qualitäten bei Actionlastigeren Filmen wie "100 Rifles - Hundert Gewehre" (Tom Gries, 1969), ebenfalls mit Raquel Welch oder "Cannon for Cordoba" (Paul Wendkos, 1970).
Andererseits haben wir es hier mit einem waschechten Rape'N'Revenge-Movie zu tun, dass es sich, ohne sich ausgiebigst daran zu weiden, in harter Gewalt-Western-Manier im Gefolge von "The Wild Bunch" irgendwo zwischen Filmen a'la "The Last Hard Men - Der Letzte der Harten Männer" (Andrew V. McLaglen, 1976), "The Hunting Party - Leise weht der Wind des Todes" (Don Medford, 1971) und "The Deadly Trackers - Bis zum letzten Atemzug" (Barry Shear, Sam Fuller, 1973) bequem macht.
Raquel Welch in der Rolle der Hannie Caulder zeigt dabei (fast) alle Qualitäten von, nun ja, Raquel Welch eben. Sie funktioniert bestens in der Rolle, der nach dem Mord an ihrem Mann und anschließender Mehrfach-Vergewaltigung, von Rache getriebenen Frau, die sich zusehends emanzipiert, um am Ende zu triumphieren. Kennedy zeigt sie dabei von ihrer besten Seite und mutet ihr (oder uns) dankenswerter Weise schauspielerisch nicht zuviel zu. So bleibt sie letztendlich der überaus ansehnliche klassische MacGuffin, der allen anderen die Bühne für feinste Kabinettstückchen bereitet.
Kein Wunder, dass Quentin Tarantino hier für sein ähnlich gelagertes Epos "Kill Bill" (2003) aus vollem Fundus abschöpfen konnte. Mit dem Unterschied, dass Burt Kennedy für seine Geschichte nur 80 kurzweilige Minuten benötigt, während es bei Q.T. gut 4 Stunden dauert, bis das Rache-Gericht serviert ist.



Kurzkritiken


     
Der Film ist sicherlich kein großes Meisterwerk, verdient aber mit Sicherheit und allem gebührenden Respekt die volle Punktzahl dafür, eine ungemein klasse bereitete cineastische Arschbombe für Jungs-Abende mit Dosenbier zu sein.



Linktipp: »Western« als Genre haben auch