Film




Übersicht


Filmtyp : Spielfilm
Originalsprache : Französisch
Produktionsland : Frankreich
Filmtechnik : Schwarzweißfilm, Stummfilm
Länge (Minuten) : 5 Stunden 30 Minuten
Person : Napoleon Bonaparte
Besondere Liste : 1001 Filme, K&V - Film

Kurzbeschreibung


»Napoleon« ist ein Historienfilm und Filmbiografie von Abel Gance. 1927 ist der Film zuerst erschienen. In den Hauptrollen spielen u.a. Albert Dieudonné, Vladimir Roudenko und Edmond Van Daële.

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Besetzung


Regie : Abel Gance
Produktion : Abel Gance
Drehbuch : Abel Gance
Kamera : Jules Kruger, Joseph-Louis Mundwiller, Léonce-Henry Burel
Schnitt : Abel Gance
Filmmusik : Arthur Honegger
Darsteller :
Albert Dieudonné Napoleon Bonaparte
Vladimir Roudenko Napoleon Bonaparte (Kind)
Edmond Van Daële Maximilien Robespierre
Alexandre Koubitzky Georges Danton
Antonin Artaud Jean-Paul Marat
Abel Gance Louis Saint-Just
Gina Manès Joséphine de Beauharnais
Suzanne Bianchetti Marie Antoinette
Marguerite Gance Charlotte Corday
Yvette Dieudonné Élisa Bonaparte
Philippe Hériat Antonio Salicetti
Pierre Batcheff Lazare Hoche
Eugénie Buffet Laetizia Bonaparte
Acho Chakatouny Pozzo di Borgo
Nicolas Koline Tristan Fleuri
Maxudian Paul de Barras
Annabella Violine Fleuri (und Désirée Clary)



ADHS in Polyvision
1927 lief in den französischen Kinos ein so noch nie dagewesenes und nachher auch nicht wieder erreichtes Monumentalwerk: „Napoléon vu par Abel Gance“. Die ursprüngliche Fassung hatte eine Laufzeit von sechs! Stunden und war mit der Musik Arthur Honeggers unterlegt, die heute leider verlorengegangen ist (die nachproduzierte Kitschmusik von Carmine Coppola, die sich in zehnminütigen Wiederholungen erschöpft, ist jedenfalls nicht zu empfehlen). Der Film wurde des Öfteren rekonstruiert und restauriert (hier v.a. durch die verdienstvolle Arbeit Kevin Brownlows), ab und zu findet sich jedoch immer mal wieder neues Material – er ist also trotz seines gigantomanischen Umfangs immer noch Fragment.
Die Handlung ist wahnsinnig simpel: Wir sehen den jungen Napoleon auf der Kadettenschule in Brienne und verfolgen seine Laufbahn bis hin zu den Vorbereitungen des Italienfeldzuges 1796. Damit endet der biographische Spannungsbogen nicht ganz am Lebensende Napoleons (einfach, weil zum Zeitpunkt der Veröffentlichung fünf! weitere Filme dieses Formats angedacht waren). Das Rezeptionsvergnügen auf der Handlungsebene ist ohnehin eher mäßig, denn der Grande-Nation-Patriotismus wirkt ziemlich abschreckend (wird aber so gekonnt in Szene gesetzt, dass sich eine gewisse Frau Riefenstahl acht Jahre später den ein oder anderen Kniff abschauen wird). Schon interessanter wird es, wenn man vom Führerschaftsdiskurs einmal absieht und die biographische Ambition in den Vordergrund rückt: Der Film ist nämlich eine durchaus ansprechende Charakterstudie, die von Gance mit einer Fülle von Zitaten aus der Kunst des 19. Jahrhunderts unterfüttert wird (hierfür stand ihm der Kunsthistoriker Élie Faure zur Seite, der 1921 ein Napoleon-Buch mit dem schönen Titel „Napoléon“ veröffentlichte) und auch von Albert Dieudonné kongenial umgesetzt wird. Was diesen Film dann aber zu einem echten Meisterwerk macht, ist die experimentelle Ästhetik, die mit der Schneeballschlacht-Szene einsetzt (der ambitionierteste Kurzfilm könnte hier nicht mithalten) und mit der Formierung der Italienarmee endet (13000! Komparsen werden durch das von Gance erfundene Polyvisionstriptychon gejagt – eine bei Weitem innovativere Vorwegnahme des 30 Jahre später entwickelten Cinerama-Verfahrens). Dazwischen liegen wahre Schnitt- und Einstellungsexzesse, die von der sog. „entfesselten“ Kamera über assoziative Parallel- und Stakkatomontagen bis hin zu Mehrfachbelichtungen (die teilw. auch heute noch authentischer sind als „realistische“ Computereffekte) und Bildteilungen (die dann als Bild im Bild eindrucksvoll resynthetisiert werden) reichen. Aber auch die klassischen Kampfszenen beeindrucken durch (Darstellungs-)Härte und die Extremwettersituationen, in die Gance seine Darsteller schickt (Paradebeispiel hier ist die in aller Ausführlichkeit gezeigte Toulon-Schlacht).
Fazit: Diesen Streifen muss man gesehen haben, denn über den nationalen Größenwahn legt sich ein ästhetischer, der – ausgeführt von einem Perfektionisten – (fast) das ganze Einmaleins moderner Filmkunst vorführt und dazu noch mit Innovationen aufwartet, die von anderen Filmemachern nie wirklich aufgegriffen worden sind.



Kurzkritiken





Linktipp: »Spielfilm« als Filmtyp haben auch




»Napoleon« in der Literatur