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Kurzbeschreibung
»Top 100« ist ein literarisches Werk von A. J. Weigoni. 1995 wurde das literarische Werk zuerst veröffentlicht.
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Zufallsgenerator
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LiteraturClips
»Wenn es Videoclips gibt muss auch die Literatur auf die veränderten medialen Verhältnisse reagieren.«
Mit der Industrialisierung begann das Zeitalter der Kurzgeschichte. Damit war die Geschichte des bürgerlichen Bildungsromans beendet.
Wenn die Geschichte der Medien die Geschichte einer Konkurrenz ist, begann sie mit einem Vorsprung. Die Dichter hatten die Montage entdeckt, als die ersten Photographen noch Stunden brauchten, um ein einzelnes Bild zu entwickeln.
Es war, als hätte die Literatur den Film erahnt und als er kam, genossen sie gemeinsam den Rausch der sich überstürzenden Eindrücke. Das Drehbuch wurde erfunden, später der Rundfunk mit dem Hörspiel begrüsst. Als das Fernsehen sich breit machte, fand es die Schriftsteller schon in skeptischer Distanz. Multimediales Spiel mit Video, Performances und Installationen dachten Maler und Musiker sich aus, deren Zaungäste manchmal auch Dichter waren.
Der Videoclip, ein durch Bildschnitt und Rhythmus bestimmtes Medium, überholte sie alle. Trotzdem verweigert sich die Wortkunst seiner Inspiration. Es scheint, dass sich die Literaten vom flüchtigen ästhetischen Reiz nicht den langen Atem rauben lassen wollen. Uns ist diese kurze Form einen Versuch wert. Schon weil sie sich an einem anderen Ende der Welt ganz unverdächtig bewährt hat: im japanischen Haiku. Haikus sind einfache Sätze. Beobachtungen, in denen fast nichts passiert. Nur dass gerade ein Frosch ins Wasser springt. Der Haiku bedeutet nichts und wirkt trotzdem.
Zwischen der Leere des Zen-Spruchs und dem hysterischen Rhythmus des Videoclips ist eine Form zu entdecken, die sich hören lassen kann. Nur so kann Literatur, will sie auf die veränderten medialen Verhältnisse und die dadurch erzeugten Wirklichkeiten reagieren, einen innovativen Input erhalten und letztlich eine weitere Existenzberechtigung. Mit der Digitalisierung beginnt das Zeitalter des Literaturclips. Nach einer Minute ist alles vorbei. Umschalten. Dann kommt die nächste Story.
Top 100 ist die ironische Antwort auf unsere Hitparadenkultur. Wo auf überkommene Formen verzichtet wird, müssen neue Logistiken gefunden werden. Kurzhörspiele, die in maximal einer Minute erzählt werden und den Fragmentarismus unserer Zeit widerspiegeln.
Es sind Literaturclips entstanden, die Sounds, Musikminiaturen, und Wortfelder beinhalten. Poetische Momente treffen auf industriellen Lärm, Licks auf Lyrik, Grooves auf Gebrummel. Gefragt ist die Idee pur ohne chemische Zusätze, der flüchtige Moment und kein bombastischer Furz. Künstler aus verschiedenen Sparten trafen aufeinander und arbeiteten zusammen, aber auch gegeneinander. Daraus entstehen Werkgruppen, die ineinander verflochten sind: Hörspiel als Bagatelle, Triviale Maschinen, Streetsounds, Hörspiel als Rough'n'Roll und das Hörspiel als Spiel.
99 Bagatellen warten auf ihre Umsetzung, um dann durch den Hörer neu umgesetzt zu werden. Mit dem Zufallsgenerator im CD-Player entsteht das digitale Hörspiel - immerfort als Würfelwurf.
Mit der Industrialisierung begann das Zeitalter der Kurzgeschichte. Damit war die Geschichte des bürgerlichen Bildungsromans beendet.
Wenn die Geschichte der Medien die Geschichte einer Konkurrenz ist, begann sie mit einem Vorsprung. Die Dichter hatten die Montage entdeckt, als die ersten Photographen noch Stunden brauchten, um ein einzelnes Bild zu entwickeln.
Es war, als hätte die Literatur den Film erahnt und als er kam, genossen sie gemeinsam den Rausch der sich überstürzenden Eindrücke. Das Drehbuch wurde erfunden, später der Rundfunk mit dem Hörspiel begrüsst. Als das Fernsehen sich breit machte, fand es die Schriftsteller schon in skeptischer Distanz. Multimediales Spiel mit Video, Performances und Installationen dachten Maler und Musiker sich aus, deren Zaungäste manchmal auch Dichter waren.
Der Videoclip, ein durch Bildschnitt und Rhythmus bestimmtes Medium, überholte sie alle. Trotzdem verweigert sich die Wortkunst seiner Inspiration. Es scheint, dass sich die Literaten vom flüchtigen ästhetischen Reiz nicht den langen Atem rauben lassen wollen. Uns ist diese kurze Form einen Versuch wert. Schon weil sie sich an einem anderen Ende der Welt ganz unverdächtig bewährt hat: im japanischen Haiku. Haikus sind einfache Sätze. Beobachtungen, in denen fast nichts passiert. Nur dass gerade ein Frosch ins Wasser springt. Der Haiku bedeutet nichts und wirkt trotzdem.
Zwischen der Leere des Zen-Spruchs und dem hysterischen Rhythmus des Videoclips ist eine Form zu entdecken, die sich hören lassen kann. Nur so kann Literatur, will sie auf die veränderten medialen Verhältnisse und die dadurch erzeugten Wirklichkeiten reagieren, einen innovativen Input erhalten und letztlich eine weitere Existenzberechtigung. Mit der Digitalisierung beginnt das Zeitalter des Literaturclips. Nach einer Minute ist alles vorbei. Umschalten. Dann kommt die nächste Story.
Top 100 ist die ironische Antwort auf unsere Hitparadenkultur. Wo auf überkommene Formen verzichtet wird, müssen neue Logistiken gefunden werden. Kurzhörspiele, die in maximal einer Minute erzählt werden und den Fragmentarismus unserer Zeit widerspiegeln.
Es sind Literaturclips entstanden, die Sounds, Musikminiaturen, und Wortfelder beinhalten. Poetische Momente treffen auf industriellen Lärm, Licks auf Lyrik, Grooves auf Gebrummel. Gefragt ist die Idee pur ohne chemische Zusätze, der flüchtige Moment und kein bombastischer Furz. Künstler aus verschiedenen Sparten trafen aufeinander und arbeiteten zusammen, aber auch gegeneinander. Daraus entstehen Werkgruppen, die ineinander verflochten sind: Hörspiel als Bagatelle, Triviale Maschinen, Streetsounds, Hörspiel als Rough'n'Roll und das Hörspiel als Spiel.
99 Bagatellen warten auf ihre Umsetzung, um dann durch den Hörer neu umgesetzt zu werden. Mit dem Zufallsgenerator im CD-Player entsteht das digitale Hörspiel - immerfort als Würfelwurf.
Kurzkritiken
Linktipp: »1995« als Erscheinungsjahr haben auch
- Der Vorleser (Bernhard Schlink)
- Wenn Du am Spieltag beerdigt wirst, kann ich leider nicht kommen (Christoph Biermann)
- Die Identität (Milan Kundera)
- Amnesie in litteris (Patrick Süskind)
- Schubumkehr (Robert Menasse)