Literarisches Werk


Kollegengespräche

Kollegengespräche

A. J. Weigoni

 



Übersicht


Originalsprache : Deutsch

Kurzbeschreibung


»Kollegengespräche« ist ein literarisches Werk von A. J. Weigoni. 1999 wurde das literarische Werk zuerst veröffentlicht.

Mitmachen / Fehler gefundenGern kannst Du bei Kritikatur mitmachen. Als kultureller Verein, Verlag, Buchhandlung oder als Nutzer angemeldet, bieten sich Dir vielfältige Möglichkeiten, sich zu präsentieren.

Auf dieser Seite befindet sich eine falsche Angabe oder es fehlt Information. Gib uns Bescheid, um hier nachzubessern.


Kollegengespräche auf vordenker.de
Mit Schriftstellern ein Interview zu führen, ist schwierig. A.J. Weigoni ist überzeugt davon, daß ein Gespräch zwischen Menschen, die sich nicht kennen, unmöglich ist, Menschen die ein Gespräch führen wollen, sind verdächtig. Weigonis launige Unterhaltungen mit Journalisten sollten nicht als Kommunikation verstanden werden, sondern als Verweigerungskunst und virtuose Rollenprosa. Deshalb hat sieht Weigoni im Projekt »Kollegengespräche« eine eigenständige literarische Form, die sich auch als Inszenierung oder Ritual beschreiben läßt. Er hielt dem jeweiligen Partner nicht einfach ein Mikrofon entgegen, er brachte vor allem seine eigenen Erfahrungen mit ein. Ausgangspunkt der Kollegengespräche war die Rezeption von Literatur im neuen Deutschland. Mit seinen Gesprächspartnern stimmte A.J. Weigoni weitestgehend darin überein, daß man Literatur nicht nur den "Fachleuten" überlassen sollte. Der Begriff ‘Immunität’ hat unsere Weltanschauung, das Selbst– und Weltbild des modernen Menschen, nachhaltig geprägt. Sprache ist demzufolge ein Virus, das sich – von Mund zu Mund, von Buch zu Buch, von Website zu Website – schneller vermehrt, als die Diskurspolizei erlaubt. Das scheint ganz besonders für die Sprache der Infektion selbst zu gelten, von der Semantik der Ansteckung. Dies geschieht umso leichter, wenn die fraglichen Wörter ihrerseits bereits mit Bildern infiziert sind, die ursprünglich nicht der wissenschaftlichen Sphäre entstammen, sondern der poetischen. Kann es eine Sprache zwischen Buchdeckeln geben, die den Lesern nicht auf die Nerven geht?

Für diese Form von Gesprächen nahmen sich die Schriftsteller Zeit. Viel Zeit. Oft mehrere Monate. Mit einem etwas veralteten Medium – dem Briefeschreiben – stellten sie sich Fragen, die auch eine breitere Öffentlichkeit interessierte. Im Laufe der Zeit ergab das allmählich die Form einer journalistischen Gattung, des Interviews, bei dem im günstigsten Fall zwei Insider über das reden, von dem sie mehr verstehen als "Literatur–Wissenschaftler".
Deutschsprachige Literatur als demoskopisches Küchenstück?

Obzwar unter den Zeltschrägen eines gemeinsamen Umschlages, bilden die Schriftsteller dieses Projekts keine einheitliche Gruppe. Es gibt keinen gemeinsamen arspoeticagleichen Ansatzpunkt als den, Literatur anders einzuordnen, um schließlich eine Art literaturkritischer Mutation hervorzuzaubern. Eben durch die Verschiedenheit der Texte, durch die Unvereinbarkeit der gezielten Darlegungen und dank dieser Inkompatibilität werden die Autoren selbst zum Sinnbild der gegenwärtigen Lage der kulturellen Gesellschaft. Der Literaturbetrieb gleicht einem Adler, der in die Lüfte aufsteigt, obzwar er gebrochene Füße hat, die ihm jedwede Landung verwehren. Heutzutage scheint Literatur der Inbegriff des Fragmentarismus, der unsere Zeit ansteckt, dadurch charakterisiert und die typisch fin–de–siècle–belastete Verwirrung und Fassungslosigkeit der Methoden, der existentiellen Werkzeuge zum Ausdruck bringt. Diese Autoren wagen, jeder auf seine Art und Weise, eine Berufung der Methode einzulegen, indem sie eine Berufung der Rhetorik heraufbeschwören. Die alten Fragen der Literatur bleiben erhalten, wie die nach dem Geschlechterverhältnis oder dem Rest Unerklärlichem, das sich der menschlichen Erkenntnis entzieht. Deshalb sollte sich die neue Literatur nicht frontal gegen die Religionen stellen. Aber sie muß die sogar bei Atheisten bislang unzureichend ausgebildete Anschauung stärken, daß Moral und Ethik keineswegs nur über religiöse Überzeugungen funktionsfähig werden. Es geht um eine Erweiterung des literarisches Feldes.

In den Gesprächen mit den AutorInnen: Karlheinz Barwasser / Holger Benkel / Patricia Brooks / Barbara Ester / Klas Ewert Everwyn / GRAF–X / Wolfgang Kammer / Bruno Kartheuser / Axel Kutsch / Jens Neumann / Ulrich Peters / André Ronca / Ioona Rauschan / Dieter Scherr / Robert Stauffer / Angelika Voigt / Dieter Walter / Eva Weissweiler können wir einen Blick in die Arbeitszimmer der Schriftsteller der 1990–er Jahre tun. Wir erfahren viel über ihre Arbeit an Lyrik, Prosa, Drama und über Arbeitstechniken im Studio, auf der Bühne oder im Internet. Und das nicht über "Literatur–Wissenschaftler", sondern aus erster Hand. Die Verflechtungen von Poesie, Kunsttheorie, persönlicher Biographie und politischen Ereignissen, von Leben, Film und Literatur, von Querverweisen zwischen Literatur und Kunst und von Bezugslinien zwischen Vergangenheit, Gegenwart und schließlich sogar der Zukunft machen die „Kollegengespräche“ zu einer komplexen Lektüre. Die Unmittelbarkeit und Dringlichkeit des Schreibens aber wiegen die Beschwernis der labyrinthischen Gedankenwege, die lesend nachvollzogen werden müssen, wieder auf. Ich bin entschieden der Auffassung, daß die Literatur eine Dimension beiträgt, die für die Gesellschaft völlig unverzichtbar ist. Literatur ist nicht nur Dekor des Lebens, das neue Gesellschaftsmodell benötigt neue Literaturformen. Über Verfremdungen drückt Literatur die Befindlichkeiten, Wünsche, Hoffnungen und Befürchtungen der Menschen aus. In Zeiten tiefgreifender Veränderungen verschwimmen deshalb auch die Grenzen zwischen den so genannten Literaturproduzenten und dem so genannten Publikum.

Die Literatur ist weniger als jeder anderer Bereich bereit, die Fixierung auf das, was ist, also auf die Realitäten, die man vorfindet, zu akzeptieren. Genau deswegen entwickelt sie die Dynamik, die eine Gesellschaft dringend braucht, wenn sie nicht auf der Stelle treten will. Das ist Aufgabe der Literatur, nicht der Kulturpolitik.

Mehr Informationen unter: www.vordenker.de/kollegen/kollegen.htm


Stimmen zum Kollegengespräche–Projekt:



„Solche Editionen sind sehr verdienstvoll und ich wünsche, daß die Kollegen im VS und außerhalb das entsprechend zu würdigen wissen.“ (Angela di Ciriaco–Sussdorff, WDR)

„Für die Geschichte des VS und seinen Weg in die Mediengewerkschaft ist dies Buch von großer Bedeutung.“ (Dr. Eugen Gerritz, Literatur Rat NW)

„Wirkliche Spezialisten statt der Germanisten.“ (R.P.) „Über Arbeitsstile, Mentalitäten und den momentanen Zustand der Literatur kann man am meisten erfahren, wenn man sich mit Schriftstellern selbst unterhält.“ (Rhein Zeitung)

„Mit seinen Ge-sprächs-part-ner/inne/n unternimmt Weigoni den Versuch selbstbewußt in den literarischen Diskurs einzugreifen, um nicht mehr das Feld den Germanist/inne/n zu überlassen. Primäre Sekundärliteratur also.“ (IG Autorinnen Autoren, Wien – Autorensolitarität)

„Weigoni sei Dank für seine kluge und zurückhaltende Gesprächsführung.“ (Impressum # 11)

„Entstanden sind nicht etwa trockene Berichte von Elfenbeinturmbewohnern, sondern spannende und anregende Dialoge, die auf sehr persönliche Weise von den Schreibprozessen und Motiven der scheinbaren Einzelgängern erzählen.“ (Radio EINS, SFB)

„Die "Kollegengespräche", korrespondierenderweise entstanden, bieten interessante Einblicke in Arbeitsweisen und Ansichten schreibender Individuen von heute, vom Lyrik–Spezialisten bis zur Schumann–Biografin, von der Krimi–Hörspielautorin bis zum Groschenromancier.“ (Überblick)

„Mit dem bundesweit beachtetem Projekt löst der Verband deutscher Schriftsteller, nach der Organisation der Sendereihe Literadio und dem CD–Projekt Ohryeure den letzten Arbeits-schwerpunkt „Neue Medien“ ein. Um den Bücherberg nicht zu vergrößern, ist dieses Buch als Print on demand erhältlich.“ (LIT'FORM)

„Es ist ein sehr spannendes/anregendes/aufschlußreiches Projekt. Ich bin sehr froh, die Gespräche zu haben – sie haben eine sehr große Spannweite, sind sehr unterschiedlich geführt, treffen immer genau auf den Nerv, den Ansatz der Partner: schönsten Dank! Da wird in der Tat mehr mitgeteilt als nur Befindlichkeit.“ (Prof. Alexander von Bormann, Amsterdam)

„Hier wird durch höchst aufschlußreiche Gespräche ein Stück Autoren– / Literaturgeschichte geschrieben und dies ohne Larmoyanz.“
(Angelika Busch, AG der Literaturräte der Bundesrepublik)

„Einmal in die Arbeitszimmer von AutorInnen zu schauen und nicht aus zweiter Hand und oft aus zweitem Blick über Literaturkritiker und Literaturwissenschaftler etwas vom Schaffen zu erfahren ist ungemein anregend und aufschlußreich.“ (Dr. Kathinka Dittrich van Weringh)

„Die Autoren sprachen nicht nur über ihre soziale Situation, sondern auch über ihre Arbeiten. Das Ergebnis wurde in einem Buch und einer CD zusammengefaßt. (NGZ)
„Mir gefällt die Idee vor allem, auf dieses alte und sehr schöne Medium das Briefeschreibens zurückzugreifen. Eine ernstzunehmende und leider vernachlässigte Form der Kommunikation, aus Gründen, die hinreichend bekannt sind. Aber was ist schon hinreichend; reicht es?
Kollegengespräche. Gespräche, miteinander sprechen, sich etwas zu sagen zu haben; warum nicht unter Fachleuten. Sind die Leute, die schreiben, nicht vom Fach? Und letztlich: Endlich. Ein Buch, das genau zur richtigen Zeit kam, in einer Zeit, in der viel passiert bis hin zur Orientierungslosigkeit und einer Nichtmehrfaßbarkeit der Kunstformen und ihrer Verschmelzung untereinander. Positiv, diese Mixtur der Sinne, so daß, könnte man meinen, dabei weitere entstehen und hinzugefügt werden.“ (Anne Cartier, IMP # 15)

„Es ist eine inhaltlich und sprachlich fesselnde Dokumentation in bibliophil–edler Form über den (Zu)Stand der derzeitigen literarischen Produktion in deutscher Sprache und ihrer Unter– und Hintergründe entstanden.“ (neues rheinland)

„Gespräche mit Schriftstellern – Zum 30. Jahrestag des Verbands deutscher Schriftsteller (VS) führte Andreas Weigoni zwischen 1995 und 1999 "Kollegengespräche" mit Schriftstellern aus Deutschland, Belgien, Österreich und der Schweiz. Die Interviews aus dem gleichnamigen Buch stehen im Internet zur Verfügung.
Zuerst schmeckt es zwischen Zunge und Gaumen nach Underground, wenn man die Autoreninterviews liest. Literaturzeitschriften werden genannt, lebende (und nicht mehr lebende) Institutionen. Dann blickt man hinter dieses Jonglieren mit Namen, stellt fest, daß Weigoni und seine Gesprächspartner mehr als wissen, wovon sie reden.
Die "Kollegengespräche" lehren eine Menge über die Hörspielproduktion. Sie berichten wie beiläufig über Entwicklungen im Krimi–Sektor, über Hyperfiktion, versuchen eine Erklärung, wie Literatur entsteht, aus welchen Anregungen Geschichten geboren werden.
Schließlich tauchen Sätze auf, die jeden Underground–Anflug mit Professionalität Lügen strafen. "Vom Schreiben leben ist ein Schritt ins Profilager," sagt Wolfgang Kammer, "und ich glaube, dieser Schritt vollzieht sich, wenn ein Autor auf ein gewisses Maß von Selbstgefälligkeit verzichtet und bereit ist, für den Markt zu schreiben. Das, was ihm wichtig ist, braucht er deswegen nicht zu vergessen."
Das Buch "Kollegengespräche" ist erhältlich über den Ventil–Verlag, Augustinerstr. 18, 55116 Mainz.“ (Titus Müller in www.federwelt.de)

„Die Kernfragen des Erzählers zu allen Zeiten: Wo erreiche ich mein Publikum? Was muß ich ihm erzählen? Wie tue ich das?
Jede Zeit hat ihre Antworten gefunden, nur die www.gemeinschaft taumelt im Cyberspace, besoffen von den Möglichkeiten und kreist labernd um sich selbst. Jeder hat etwas zu sagen – keiner etwas zu erzählen. A.J. Weigoni schon. Und er weiß womit! Endlich mal kein wabernder Medien–Urschlamm, kein Supermarkt der Mittel – hey, nehmt euch einfach, was ihr braucht! – sondern endlich der nächste Schritt. Das Chaos wird geordnet, bekommt Struktur. Endlich einer ohne den koketten Ekel und die Paralyse der Dichtler und Drehbüchler vor dem was längst da ist. Hier endlich ein Täter, kein Opfer. Hier kommt ein Spieler, ein dreister Experimentierer, einer der sich auskennt in seiner Werkstatt und auf seiner Bühne. Einer der weiß, womit er arbeitet und nicht nur so aus Verlegenheit mal hier mal dorthin in den Medientopf langt.
A.J. Weigoni gelingt mit seiner digitalen Manufaktur der Zaubertrick, klassische Kunstformen mit den Mund spielerisch zu verbinden. Er ist längst da, wo sich unser Publikum gerade versammelt. Wer etwas zu erzählen habe, der folge ihm! Aber schnell!“ (Mario Giordano)



Kurzkritiken


     
anspruchsvoll, bereichernd



Linktipp: »1999« als Erscheinungsjahr haben auch