Übersicht


Originalsprache : Französisch
Umfang : ca. 265 Seiten
Verlag : DuMont Buchverlag

Kurzbeschreibung


»Unterwerfung« ist ein Roman von Michel Houellebecq. 2015 wurde das literarische Werk zuerst veröffentlicht.

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Der Huysmans-Experte und pessimistisch gestimmte Mittvierziger François lehrt an der Pariser Sorbonne III Literatur des späten 19. Jahrhunderts und hat neben Huysmans sowie gelegentlichen Nümmerchen eigentlich keine weiteren Interessen. Lediglich die Politikdebatten in den Medien verfolgt er ausführlich, auch gern durch eigene Recherchen im Internet, denn den sich ewig repetierenden und faulen Journalisten kann er nicht viel abgewinnen. Der Ich-Bericht spielt im Jahr 2022 und zu Beginn unterhält der Protagonist eine lockere Beziehung mit Myriam, einer jüdischen (ehemaligen) Studentin. Als sich jedoch ein historisches Wahlergebnis zugunsten der französischen Rechten ankündigt, flüchtet diese mit ihrer Familie nach Israel und auch François bezieht fürs Erste eine Pension in einer südfranzösischen Provinz. Tatsächlich siegt dann aber ein muslimisch-linkes Bündnis. Myriam bleibt in Israel, François kehrt zurück nach Paris und binnen kurzer Zeit wird ihm gekündigt, dies mit einer mehr als angenehmen Pension auf Lebenszeit. Während der ehemalige Dozent François das Reich der Tiefkühlkost für sich entdeckt, wird das Bildungssystem im Sinne der muslimischen Partei – auch mithilfe beträchtlicher Fördergelder aus östlicheren Ländern – umstrukturiert. François geht für kurze Zeit ins Kloster, verlässt dieses jedoch schon nach wenigen Tagen wieder (die Strukturen sind ihm zu kommunenhaft, die weltlichen Genüsse will er auch nicht missen) und bekommt das Angebot, eine historisch-kritische Huysmans-Ausgabe herauszugeben. Dieses Angebot nimmt er selbstredend an und in der Folge will ihn auch die (ehemalige) Sorbonne zurück. Er führt ein langes Gespräch mit dem konvertierten Universitätspräsidenten, der in seiner Jugend der Identitären Bewegung angehörte und malt sich – völlig beseelt von der Vorstellung, sowohl ein mit Ruhm, Luxus und Polygamie begleitetes Leben zu führen als auch Teil von etwas Größerem zu sein – den Antritt seiner Professur aus.



Kurzkritiken


     
Über den neuen, bisher wohl besten Houllebecq viele Worte zu verlieren erübrigt sich angesichts der Flut von Veröffentlichungen zu diesem Roman; stattdessen möchte ich auf die Rezension von Michael Dienstbier, einem TOP-Rezensenten im Literaturbetrieb (> 750 Rezensionen), vor allem aber auf die Interpretation von Christian Vormweg verweisen. Um sich ein umfassendes Bild machen zu können, kommt man an ihnen kaum vorbei.
Um noch zwei andere Stimmen zu „Unterwerfung“ zu Wort kommen zu lassen: »Man kann diesen Roman kaum aus der Hand legen. Kein Autor hält der offenen Gesellschaft ihre Albträume so schonungslos vor wie Houllebecq«, so Sandra Kegel von der FAZ, und: »Houellebecq beschreibt ... die Trostlosigkeit der französischen (und europäischen) Gegenwart, in der jeder willenlos dem Drang ausgeliefert ist, sich in der von Geld und Gier getriebenen Marktgesellschaft einen beneidenswerten Platz zu erkämpfen.« Romain Leick, vom Spiegel.
     
unterhaltend, melancholisch, erheiternd, deprimierend, bereichernd
Ironische Polit-Fiktion, die das Leben eines französischen Intellektuellen auf geschickte, semipermeable Weise mit den gesellschaftlichen Entwicklungen des Landes verbindet. Vor allem der Diskurs um Huysmans weiß zu überzeugen, der Rest ist ein teilweise polemisierendes Gedankenspiel, das Houellebecqs Dauerthema vom Mythos der Individualität neu – aber ohne weitere Erkenntnisse – auslotet. Der Protagonist ist zudem ein überzeugend konzipierter Dekadenzler mit unvergleichlich hohem Weinverschleiß.


Verfilmungen


Unterwerfung
Unterwerfung
(Titus Selge)




Übersetzung


Bernd Wilczek, Norma Cassau (2015)


Ausgaben


lieferbare Ausgaben
Unterwerfung
Unterwerfung
(Michel Houellebecq)
DuMont Buchverlag, 2015, 272 S., 9783832197957
22,99 €

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